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Kapitel 2.1, Anwendung des Neorealismus:
Der Neorealismus ist eine Weiterentwicklung des klassischen Realismus (Zangl/Zürn 2003: 38). Die zentrale Kategorie des Neorealismus ist Macht. Demnach ist das Streben nach Macht das zentrale Antriebsmoment der internationalen Beziehungen (Krell...
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Textprobe:
Kapitel 2.1, Anwendung des Neorealismus:
Der Neorealismus ist eine Weiterentwicklung des klassischen Realismus (Zangl/Zürn 2003: 38). Die zentrale Kategorie des Neorealismus ist Macht. Demnach ist das Streben nach Macht das zentrale Antriebsmoment der internationalen Beziehungen (Krell 2009: 156). Die Machtkonkurrenz ergibt sich aus der anarchischen Struktur des internationalen Systems. Den Staaten bleibt nichts anderes übrig, als ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und vor allem für ihre Sicherheit selbst zu sorgen, wenn sie überleben wollen (Waltz 1979: 111). Unter Sicherheit wird nicht ausschließlich militärische, sondern auch ökonomische und gesellschaftliche Sicherheit verstanden (Waltz 1979: 96f). Das Überleben bleibt konstant gefährdet (Waltz 1979: 102). Somit ist laut Waltz nicht Macht das Hauptinteresse der Staaten, sondern Sicherheit. Aber Sicherheit erwirbt man nur durch Machtmittel (Waltz 1979: 79-101). Macht- und Gegenmachtbildung sind zwangsläufig die zentralen Instrumente der Überlebenssicherung und gleichzeitig Stabilisierung der Staatenbeziehungen. Die Akteure im internationalen System sind ausschließlich Staaten. Akteure wie internationale Organisationen fungieren im Neorealismus nur als Instrument mächtiger Staaten (Waltz 1979: 126). Das Gleichgewicht im System gilt als Voraussetzung des Überlebens der Akteure unter Anarchie. Das internationale System tendiert zu einem Mächtegleichgewicht (Waltz 1979: 126). Staaten müssen stets verhindern, dass es einem Staat gelingt, eine hegemoniale Machtposition einzunehmen, wenn sie ihre Sicherheit garantieren wollen. Und sie müssen immer damit rechnen, dass andere Staaten aus der Kooperation ausscheren oder verhindern wollen, dass andere Staaten relativ mehr zusätzliche Gewinne aus der Kooperation ziehen als sie selbst, da sich sonst die Machtverhältnisse zu ihren Ungunsten verschieben (Zangl/Zürn 2003: 47). Es gibt keine Automatik in der Gleichgewichtspolitik, sie wird vielmehr über Deutungen, d.h. von relativen Freund-Feind-Interpretationen gesteuert (Krell 2009: 157). Der Zustand der Anarchie im internationalen System erklärt, warum Machtstreben Anderer zum Sicherheitsdilemma führen kann. Aufgrund der generellen Unsicherheit wird dies zwangsläufig als Sicherheitsbedrohung wahrgenommen (Zangl/Zürn 2003: 279). So bleibt der Krieg aufgrund des Sicherheitsdilemmas der anarchischen Struktur des Systems geschuldet (Zangl/Zürn 2003: 45). Das Sicherheitsdilemma kann zu einer Spirale von Machtstreben wie Rüstungsanstrengungen führen, ohne dass die eigentliche Sicherheit damit tatsächlich verbessert wird, denn diese provozieren wiederum weitere Anstrengungen bei anderen Akteuren. Eine Rüstungsspirale kann die Folge sein. Im Neorealismus verhindern Macht- und Sicherheitsstreben die Kooperation, denn durch Verträge oder Gegenmacht wird die eigene Macht beschränkt. Die strukturellen Bedingungen des internationalen Systems Anarchie und Unsicherheit tragen dazu bei. Das Ergebnis des Anarchie-Zustandes ist die permanente Bedrohung der Sicherheit. Dies steht der Herausbildung von institutionalisierten Rechtsbeziehungen zwischen Staaten entgegen. Institutionen werden nur aus politischer Opportunität einbezogen und zum Instrument nationalstaatlicher Interessen gemacht. Sie werden von den mächtigen Staaten im System als Arenen für den Austrag von Machtbeziehungen geschaffen (Mearsheimer 1994). Das Sicherheitsdilemma ist wegen des Anarchie-Zustandes prinzipiell nicht auflösbar. Bestenfalls kommt es zur Balance of Power, einem Zustand, in dem kein Staat so mächtig ist, dass er andere Staaten beherrschen könnte.
2.2, Anwendung des Neoinstitutionalismus:
Die neoinstitutionalistische Theorie baut auf Elementen des Idealismus (Zangl/Zürn 2003: 82) auf. Anders als bei den Neorealisten werden hier die Möglichkeiten der zwischenstaatlichen Kooperation zum gegenseitigen Vorteil auch in einer Welt der internationalen Anarchie hervorge
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